In ihrem Buch IN ZWISCHEN zeigt Anja Wiese Zeichnungen aus dem Jahre 2016, die u. a. in ihrem Forschungsfreisemester entstanden sind.
In den Zeichnungen umkreise ich thematisch das politische Zeitgeschehen, das Bild und die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft, Erinnerungen an meine Kindheit im Ruhrgebiet und andere kulturelle Lebenseinflüsse aus bildender Kunst und populärer Musik. Elemente aus tagebuchartigen künstlerischen Zeichnungen werden mit Motiven von Anmut und Gewalt, Idyll und Terror kombiniert.
Die Zeichnungen sind Zeugnis der Zeit und meines Erlebens als Frau und Künstlerin. Dabei ist die Wahrnehmung und Übernahme der Motive aus den bildgebenden Medien – wie Büchern, Fernsehen, Internet, Werbung, eigenen und fremden Fotografien – der Gegenstand der Zeichnung selbst. Das Zitat des medial Wahrgenommenen wird zum Gegenstand der „altmodisch-analogen“, zeichnerischen Komposition in Schwarzweiß. Das „Schwarzweiß“ selbst wird thematisiert als „Probleme mit Schwarzweiß“ in einer Gesellschaft in der die althergebrachten Werte und Gewissheiten zunehmend erschüttert werden und komplizierte Sachverhalte kaum mehr differenziert betrachtet und dargestellt werden können. Die scheinbar erreichten Fortschritte in Fragen der Gleichstellung von Mann und Frau, die Erfolge des Feminismus der vergangenen Jahrzehnte fallen dem zeitgenössischen „Backlash“ zum Opfer. Wie in einem persönlichen Bilderbuch werden die Geschehnisse unserer Zeit gefiltert.
IN ZWISCHEN bezieht sich auf die Zeit und die Zwischenzeit und all’ das, was „zwischen“ den Medien in der Wirklichkeit geschieht. Das neue Buch stellt das Leben mit und in Medien in Frage ohne dass ich mich als Autorin, wie bisher z. B. in meinen Videoinstallationen, der medialen Apparate selbst bediene. Lakonisch analog berichte ich von dem was mich „inzwischen“ bewegt und bewegt hat und zeige die neue Richtung auf, in die sich mein künstlerisches Werk in den letzten Jahren entwickelt.
Umsetzung durch Studio Boldig: Marcin Krawczyk, Sarah Schnurbus