12.11.2019

Interdisziplinärer Austausch zur „Digitalen Souveränität“

Symposium zum Abschluss des Datenschutz-Projekts „GUIDE“.

Bielefeld (fhb). Der Schutz der Privatsphäre ist spätestens seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Mai 2018 verstärkt in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt. Beim Symposium des Projektes „GUIDE+“ am 25. Oktober kamen Forschende verschiedener Disziplinen in der Fachhochschule (FH) Bielefeld zusammen, um über „Digitale Souveränität“ in Bezug auf ethische und rechtliche Fragen in Projekten der Mensch-Technik-Interaktion zu diskutieren. Das Projekt „GUIDE+“ dient zur Vernetzung und zum Austausch der wissenschaftlichen Fach-Communities, die über Mensch-Technik-Interaktion forschen.

Projektleiterin Prof. Dr. Brunhilde Steckler vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit ging in ihrem Eröffnungsvortrag auf die rechtlichen Aspekte der digitalen Souveränität rund um Persönlichkeitsrecht, Datenschutzrecht oder Haftungsfragen sowie auf die ethische, rechtliche und soziale Begleitforschung ein. „Keynote-Speaker“ des Symposiums war der Theologie-Professor Dr. Marcell Saß von der Phillips-Universität Marburg, der die anthropologische und ethische Perspektive auf digitale Souveränität erörterte. Weitere Vorträge kamen von Dr. Thilo Weichert vom Netzwerk Datenschutzexpertise sowie von Prof. Dr. Hermann Manzeschke von der Evangelischen Hochschule Nürnberg und Dr. Bruno Gransche von der Universität Siegen, die das im Aufbau befindliche „Netzwerk Integrierter Forschung“ vorstellten.

In den nachfolgenden Panels entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zum Datenschutzrecht im Hinblick auf „Digitale Souveränität“. Hieran nahmen unter anderen der Rechtsanwalt Dr. Sebastian Meyer (BRANDI Bielefeld) und die Datenschutzexpertin Saskia Kesting (Biehn & Professionals GmbH) teil, die von ihren praktischen Erfahrungen berichteten. Insbesondere ging es um die Frage, wie in Zukunft datengetriebene Geschäftsmodelle aussehen können. Nicht weniger rege wurden Fragen zu ethischen Aspekten diskutiert. Neben Prof. Dr. Saß und Prof. Dr. Manzeschke behandelte der Ethiker und Zukunftsforscher Dr. Bruno Gransche Fragen aus diesem Bereich. Festgehalten wurde, dass sich die Menschheit derzeit im „digitalen Dampfzeitalter“ befindet und sich die Folgen des heraufziehenden „Digital Ages“ noch nicht abschließend abschätzen lassen. Als Fazit des Symposiums wurde festgehalten, dass der Mensch auch im digitalen Zeitalter in den Mittelpunkt zu stellen ist und die Frage der „Digitalen Souveränität“ weiterhin von großer Bedeutung sein wird.

Das Symposium bildete zugleich die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts GUIDE. Im GUIDE-Projekt entwickelte die FH Bielefeld in Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB Karlsruhe einen Leitfaden („GUIDELine“) und eine Vielzahl von Checklisten und Kurzpapieren zu typischen und wiederkehrenden Datenschutzaufgaben in geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten der Mensch-Technik-Interaktion. Diese sind frei auf der Projekt-Internetseite (www.guide-projekt.de) verfügbar. Nach Abschluss der ersten Projektstufe Anfang 2019 („GUIDE“) forschte die FH Bielefeld selbstständig zu weiteren juristischen Einzelthemen, die sich aus der Forschung zur Mensch-Technik-Interaktion ergeben („GUIDE+“). Um Forschenden eine Möglichkeit zu geben, das Datenschutzwissen zu vertiefen und sich auszutauschen, wurden eine Lern-App und ein Internet-Forum entwickelt. Die „Jura-App Datenschutzrecht“ ist für die Betriebssysteme android und iOS erhältlich. Der Zugang zum Forum ist über die Projektseite oder über guide-forum.de möglich. Das GUIDE-Projekt endet mit Abschluss dieses Jahres. Die Ergebnisse des Projektes werden in einem Handbuch „Datenschutzrechtliche Implikationen in der Forschung zur Mensch-Technik-Interaktion“ zusammengestellt, das 2020 erscheint.