25.09.2018

Software-Tool zur Pflegepersonalplanung im Krankenhaus

Abschlussworkshop des Projekts FiliP stellt das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Pflegewissenschaft und Mathematik vor  

Bielefeld (fhb). Mit dem Ziel, die Pflegepersonalplanung im Krankenhaus bedarfsgerechter zu gestalten, haben Forscherinnen und Forscher aus Pflegewissenschaft und Mathematik drei Jahre lang im Projekt FiliP – Flexible und intelligente Pflegepersonalplanung zusammengearbeitet. Einen hohen Praxisbezug stellte eine Kooperation mit drei Kliniken der Region, dem Franziskus Hospital Bielefeld, dem Klinikum Gütersloh und dem Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn, sicher. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Linie SILQUA-FH. Das Ergebnis der gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeit, der Prototyp eines Software-Tools zur Personalplanung, wurde am 21. September 2018 erstmals Gästen aus Wissenschaft und Praxis vorgestellt.

Zu Beginn des Workshops ließen die drei Projektleitungen Prof. Dr. Annette Nauerth vom Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit sowie die beiden Mathematiker Prof. Dr. Hermann-Josef Kruse und Prof. Dr. Bernhard Bachmann des Forschungsschwerpunktes Angewandte Mathematische Modellierung und Optimierung (AMMO) des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik die gemeinsame Arbeit Revue passieren. Sie erinnerten an erste Projektideen, aus denen die Antragstellung für das FiliP-Projekt hervorgegangen ist, das Bemühen, die Sprache der jeweils anderen Disziplin zu verstehen und Teamsitzungen, in denen man sich schmunzelnd gegenübersaß, weil man einander irgendwann doch nicht mehr folgen konnte. Einig waren sie sich darüber, dass sich das Aufeinanderzugehen in vielerlei Hinsicht gelohnt hat und nur durch die Offenheit und Neugier beider Seiten ein solch innovatives Ergebnis zustande kommen konnte.

Das Besondere an der Personalplanung mit dem FiliP-Tool ist die Möglichkeit, den Pflegeaufwand von Patientinnen und Patienten und die Bedürfnisse von Pflegekräften einzubinden. Projektmitarbeiter Christian Grebe erläuterte den Gästen im Anschluss, wie im Projekt ein Patientenklassifikationssystem entwickelt wurde, mit dem sich aus den Zustands- und Behandlungsmerkmalen von Patientinnen und Patienten der zeitliche Pflegeaufwand prognostizieren lässt. Mit dem System ist es möglich, die Soll-Schichtbesetzung einer Station auf den Pflegeaufwand auszurichten. Eva Trompetter, ebenfalls Projektmitarbeiterin in FiliP, stellte Ergebnisse aus Interviews und einer Fragebogenerhebung zu arbeitszeitbezogenen Belastungen und Bedürfnissen von Pflegekräften vor. Auch wenn bestimmte Bedürfnisse, etwa verlässliche freie Tage, und Belastungen, wie der Nachtdienst, besonders häufig genannt wurden, stellte sich heraus, dass diese, bezogen auf jede einzelne Pflegekraft sehr individuell sind. Eine bedürfnisorientierte Personalplanung wird dadurch sehr komplex, was für die Arbeit mit dem im FiliP-Projekt entwickelten Tool spricht.

Projektmitarbeiter Timo Lask präsentierte den Gästen den Prototyp des Software-Tools. Dieses basiert auf einem mathematischen Modell (Petri-Netz) und enthält zahlreiche Daten, wie z. B. die Sollbesetzung einer Station, gesetzliche Bestimmungen sowie – bisher in Ansätzen – die Bedürfnisse der Pflegekräfte und Angaben zum Pflegeaufwand der Patientinnen und Patienten. Mit diesen Daten können Simulationen durchgeführt werden, die die Entscheidungsfindung in der Personalplanung unterstützen. Verantwortliche können so beispielsweise testen, wie sich ein höherer Anteil an Teilzeitkräften, das Wegfallen oder Hinzunehmen von Personal oder verschiedene Arbeitszeit- und Schichtmodelle auf die Personalbesetzung einer Station auswirken. Die Bedienung des Tools erfolgt über eine Excel-Oberfläche. Da es sich um eine Open Source-Lösung handelt, kann es kostengünstig verbreitet werden.

Den großen Nutzen eines solchen Tools für die Praxis stellte Kooperationspartner Jürgen Grosser, Geschäftsführer Bildung und Unternehmensentwicklung des St. Johannisstifts Paderborn, heraus. Gemeinsam mit ihm ist die Idee für das FiliP-Projekt entstanden. Er betonte zudem den Wert der angewandten Forschung an der Fachhochschule Bielefeld für Kliniken und andere Versorgungseinrichtungen der Region. Die angeregte Diskussion zum Abschluss der Workshops zeigte, dass bei den Anwesenden großes Interesse an der Arbeit mit dem FiliP-Tool besteht und sie dessen Weiterentwicklung und Verbreitung als sehr wünschenswert ansehen. Die Projektergebnisse werden der Öffentlichkeit in den nächsten Wochen auf der Homepage der Fachhochschule zugänglich gemacht.

Text: Eva Trompetter