17.10.2019

Gesundheitsvorsorge bei Menschen mit Beeinträchtigungen

Ko-Forscherinnen und -Forscher mit geistiger Behinderung führen Interviews über Gesundheit und Gesundheitsvorsorge.

Im Forschungsprojekt „Medikamentenmanagement und Gesundheitsvorsorge bei Menschen mit geistiger Behinderung“ an der Fachhochschule (FH) Bielefeld wurde jetzt eine Forschungs-AG eingerichtet, an der auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung als „Ko-Forscherinnen und -Forscher“ teilnehmen. „Ziel der AG ist, methodisch gestützt Erkenntnisse zum Thema Gesundheit zu gewinnen, die der Lebenswelt der Menschen selbst entstammen“, erklärt Projektleiterin Professorin Dr. Änne-Dörte Latteck vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld. „Menschen mit Beeinträchtigung ermöglichen Einblicke in ihre Sichtweisen und setzen sich selbstbestimmt mit Gesundheit und Gesundheitsvorsorge auseinander“, erläutert sie weiter. Die Ko-Forscherinnen und -Forscher werden in der AG geschult, Interviews zu einer aus ihrer Sicht relevanten Fragestellung zu führen und wiederum andere Personen dieser Gruppe zu befragen. „So werden sie durch direkte Teilhabe in den Forschungsprozess eingebunden und generieren einen Erkenntnisgewinn, der den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis fördert“, erklärt Latteck.

Die Forschungs-AG im Projekt MGMB wurde in Kooperation mit den Wittekindshofer Werkstätten der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen gegründet. Sechs Ko-Forscherinnen und -Forscher im Alter zwischen 25 und 63 Jahren und der wissenschaftliche Mitarbeiter Matthias Voß nahmen im Juni 2019 ihre Arbeit auf. Inzwischen liegen erste Ergebnisse vor, die am 10. Oktober 2019 präsentiert wurden, wie Matthias Voß berichtet: „Den Ko-Forscherinnen und -Forschern war es ein wichtiges Anliegen, über den Schulungsprozess zu berichten. Es gelang ihnen in beeindruckender Weise, die Inhalte sowie den Verlauf ihrer Schulung vorzustellen. Ein Schwerpunkt der Präsentation war der zwischenzeitlich entwickelte Interviewleitfaden zum Thema Schmerzen. Die Ko-Forscherinnen und -Forscher haben dieses Thema als bedeutsam identifiziert und betonen, dass Schmerzen auf vielfältige Weise Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen beeinträchtigen und so eine für sie relevante Forschungsthematik darstellen.“

Als nächstes möchte sich die Forschungs-AG den Interviewleitfaden verfeinern und sich mit der Handhabung der Aufnahmegeräte befassen, so dass Mitte November weitere Interviews in der Peer-Group durchgeführt werden können. Die Datenauswertung erfolgt anschließend in der FH Bielefeld durch die Wissenschaftler. Abschließend steht die Evaluation der Ergebnisse mit den Ko-Forschenden an.

Weitere Informationen zum Projekt: 

www.fh-bielefeld.de/inbvg/projekte/versorgungsforschung/mmgb