Optional

TL;DR

Häufig hat man in Methoden den Fall, dass es keinen Wert gibt, und man liefert dann null als "kein Wert vorhanden" zurück. Dies führt dazu, dass die Aufrufer eine entsprechende null-Prüfung für die Rückgabewerte durchführen müssen, bevor sie das Ergebnis nutzen können.

Optional schließt elegant den Fall "kein Wert vorhanden" ein: Es kann mit der Methode Optional.ofNullable() das Argument in ein Optional verpacken (Argument != null) oder ein Optional.empty() zurückliefern ("leeres" Optional, wenn Argument == null).

Man kann Optionals prüfen mit isEmpty() und ifPresent() und dann direkt mit ifPresent(), orElse() und orElseThrow() auf den verpackten Wert zugreifen. Besser ist aber der Zugriff über die Stream-API von Optional: map(), filter, flatMap(), ...

Optional ist vor allem für Rückgabewerte gedacht, die den Fall "kein Wert vorhanden" einschließen sollen. Attribute, Parameter und Sammlungen sollten nicht Optional-Referenzen speichern, sondern "richtige" (unverpackte) Werte (und eben zur Not null). Optional ist kein Ersatz für null-Prüfung von Methoden-Parametern (nutzen Sie hier beispielsweise passende Annotationen). Optional ist auch kein Ersatz für vernünftiges Exception-Handling im Fall, dass etwas Unerwartetes passiert ist. Liefern Sie niemals null zurück, wenn der Rückgabetyp der Methode ein Optional ist!

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Lernziele
  • (K2) Optionals sind kein Ersatz für null-Prüfung!
  • (K2) Optionals sollen nicht für Attribute oder Parameter genutzt werden
  • (K2) Es darf kein null zurückgeliefert werden, wenn der Rückgabetyp ein Optional ist
  • (K2) Optionals und null sind kein Ersatz für Exception-Handling
  • (K3) Einsatz von Optional in Rückgabewerten
  • (K3) Erzeugen von Optionals mit Optional.ofNullable()
  • (K3) Zugriff auf Optionals entweder direkt oder per Stream-API

Motivation

public class LSF {
    private Set<Studi> sl;

    public Studi getBestStudi() {
        if (sl == null) return null;  // Fehler: Es gibt noch keine Sammlung

        Studi best = null;
        for (Studi s : sl) {
            if (best == null) best = s;
            if (best.credits() < s.credits()) best = s;
        }
        return best;
    }
}

public static void main(String... args) {
    LSF lsf = new LSF();

    Studi best = lsf.getBestStudi();
    if (best != null) {
        String name = best.name();
        if (name != null) {
            // mach was mit dem Namen ...
        }
    }
}

Problem: null wird an (zu) vielen Stellen genutzt

  • Es gibt keinen Wert ("not found")
  • Felder wurden (noch) nicht initialisiert
  • Es ist ein Problem oder etwas Unerwartetes aufgetreten

=> Parameter und Rückgabewerte müssen stets auf null geprüft werden (oder Annotationen wie @NotNull eingesetzt werden ...)

Lösung

  • Optional<T> für Rückgabewerte, die "kein Wert vorhanden" mit einschließen (statt null bei Abwesenheit von Werten)
  • @NotNull/@Nullable für Parameter einsetzen (oder separate Prüfung)
  • Exceptions werfen in Fällen, wo ein Problem aufgetreten ist

Anmerkungen

  • Verwendung von null auf Attribut-Ebene (Klassen-interne Verwendung) ist okay!
  • Optional<T> ist kein Ersatz für null-Checks!
  • null ist kein Ersatz für vernünftiges Error-Handling! Das häufig zu beobachtende "Irgendwas Unerwartetes ist passiert, hier ist null" ist ein Anti-Pattern!

Beispiel aus der Praxis im PM-Dungeon

Schauen Sie sich einmal das Review zu den ecs.components.ai.AITools in https://github.com/Dungeon-CampusMinden/Dungeon/pull/128#pullrequestreview-1254025874 an.

Die Methode AITools#calculateNewPath soll in der Umgebung einer als Parameter übergebenen Entität nach einem Feld (Tile) suchen, welches für die Entität betretbar ist und einen Pfad von der Position der Entität zu diesem Feld an den Aufrufer zurückliefern.

Zunächst wird in der Entität nach einer PositionComponent und einer VelocityComponent gesucht. Wenn es (eine) diese(r) Components nicht in der Entität gibt, wird der Wert null an den Aufrufer von AITools#calculateNewPath zurückgeliefert. (Anmerkung: Interessanterweise wird in der Methode nicht mit der VelocityComponent gearbeitet.)

Dann wird in der PositionComponent die Position der Entität im aktuellen Level abgerufen. In einer Schleife werden alle Felder im gegebenen Radius in eine Liste gespeichert. (Anmerkung: Da dies über die float-Werte passiert und nicht über die Feld-Indizes wird ein Tile u.U. recht oft in der Liste abgelegt. Können Sie sich hier einfache Verbesserungen überlegen?)

Da level.getTileAt() offenbar als Antwort auch null zurückliefern kann, werden nun zunächst per tiles.removeIf(Objects::isNull); all diese null-Werte wieder aus der Liste entfernt. Danach erfolgt die Prüfung, ob die verbleibenden Felder betretbar sind und nicht-betretbare Felder werden entfernt.

Aus den verbleibenden (betretbaren) Feldern in der Liste wird nun eines zufällig ausgewählt und per level.findPath() ein Pfad von der Position der Entität zu diesem Feld berechnet und zurückgeliefert. (Anmerkung: Hier wird ein zufälliges Tile in der Liste der umgebenden Felder gewählt, von diesem die Koordinaten bestimmt, und dann noch einmal aus dem Level das dazugehörige Feld geholt - dabei hatte man die Referenz auf das Feld bereits in der Liste. Können Sie sich hier eine einfache Verbesserung überlegen?)

Zusammengefasst:

  • Die als Parameter entity übergebene Referenz darf offenbar nicht null sein. Die ersten beiden Statements in der Methode rufen auf dieser Referenz Methoden auf, was bei einer null-Referenz zu einer NullPointer-Exception führen würde. Hier wäre null ein Fehlerzustand.
  • entity.getComponent() kann offenbar null zurückliefern, wenn die gesuchte Component nicht vorhanden ist. Hier wird null als "kein Wert vorhanden" genutzt, was dann nachfolgende null-Checks notwendig macht.
  • Wenn es die gewünschten Components nicht gibt, wird dem Aufrufer der Methode null zurückgeliefert. Hier ist nicht ganz klar, ob das einfach nur "kein Wert vorhanden" ist oder eigentlich ein Fehlerzustand?
  • level.getTileAt() kann offenbar null zurückliefern, wenn kein Feld an der Position vorhanden ist. Hier wird null wieder als "kein Wert vorhanden" genutzt, was dann nachfolgende null-Checks notwendig macht (Entfernen aller null-Referenzen aus der Liste).
  • level.findPath() kann auch wieder null zurückliefern, wenn kein Pfad berechnet werden konnte. Hier ist wieder nicht ganz klar, ob das einfach nur "kein Wert vorhanden" ist oder eigentlich ein Fehlerzustand? Man könnte beispielsweise in diesem Fall ein anderes Feld probieren?

Der Aufrufer bekommt also eine NullPointer-Exception, wenn der übergebene Parameter entity nicht vorhanden ist oder den Wert null, wenn in der Methode etwas schief lief oder schlicht kein Pfad berechnet werden konnte oder tatsächlich einen Pfad. Damit wird der Aufrufer gezwungen, den Rückgabewert vor der Verwendung zu untersuchen.

Allein in dieser einen kurzen Methode macht null so viele extra Prüfungen notwendig und den Code dadurch schwerer lesbar und fehleranfälliger! null wird als (unvollständige) Initialisierung und als Rückgabewert und für den Fehlerfall genutzt, zusätzlich ist die Semantik von null nicht immer klar. (Anmerkung: Der Gebrauch von null hat nicht wirklich etwas mit "der Natur eines ECS" zu tun. Die Methode wurde mittlerweile komplett überarbeitet und ist in der hier gezeigten Form glücklicherweise nicht mehr zu finden.)

Entsprechend hat sich in diesem Review die nachfolgende Diskussion ergeben:

Erzeugen von Optional-Objekten

Konstruktor ist private ...

  • "Kein Wert": Optional.empty()

  • Verpacken eines non-null Elements: Optional.of() (NullPointerException wenn Argument null!)

  • Verpacken eines "unsicheren"/beliebigen Elements: Optional.ofNullable()

    • Liefert verpacktes Element, oder
    • Optional.empty(), falls Element null war

Es sollte in der Praxis eigentlich nur wenige Fälle geben, wo ein Aufruf von Optional.of() sinnvoll ist. Ebenso ist Optional.empty() nur selten sinnvoll.

Stattdessen sollte stets Optional.ofNullable() verwendet werden.

null kann nicht nicht in Optional<T> verpackt werden! (Das wäre dann eben Optional.empty().)

LSF liefert jetzt Optional zurück

public class LSF {
    private Set<Studi> sl;

    public Optional<Studi> getBestStudi() throws NullPointerException {
        // Fehler: Es gibt noch keine Sammlung
        if (sl == null) throw new NullPointerException("There ain't any collection");

        Studi best = null;
        for (Studi s : sl) {
            if (best == null) best = s;
            if (best.credits() < s.credits()) best = s;
        }

        // Entweder Optional.empty() (wenn best==null) oder Optional.of(best) sonst
        return Optional.ofNullable(best);
    }
}

Das Beispiel soll verdeutlichen, dass man im Fehlerfall nicht einfach null oder Optional.empty() zurückliefern soll, sondern eine passende Exception werfen soll.

Wenn die Liste aber leer ist, stellt dies keinen Fehler dar! Es handelt sich um den Fall "kein Wert vorhanden". In diesem Fall wird statt null nun ein Optional.empty() zurückgeliefert, also ein Objekt, auf dem der Aufrufer die üblichen Methoden aufrufen kann.

Zugriff auf Optional-Objekte

In der funktionalen Programmierung gibt es schon lange das Konzept von Optional, in Haskell ist dies beispielsweise die Monade Maybe. Allerdings ist die Einbettung in die Sprache von vornherein mit berücksichtigt worden, insbesondere kann man hier sehr gut mit Pattern Matching in der Funktionsdefinition auf den verpackten Inhalt reagieren.

In Java gibt es die Methode Optional#isEmpty(), die einen Boolean zurückliefert und prüft, ob es sich um ein leeres Optional handelt oder ob hier ein Wert "verpackt" ist.

Für den direkten Zugriff auf die Werte gibt es die Methoden Optional#orElseThrow() und Optional#orElse(). Damit kann man auf den verpackten Wert zugreifen, oder es wird eine Exception geworfen bzw. ein Ersatzwert geliefert.

Zusätzlich gibt es Optional#isPresent(), die als Parameter ein java.util.function.Consumer erwartet, also ein funktionales Interface mit einer Methode void accept(T), die das Objekt verarbeitet.

Studi best;

// Testen und dann verwenden
if (!lsf.getBestStudi().isEmpty()) {
    best = lsf.getBestStudi().get();
    // mach was mit dem Studi ...
}

// Arbeite mit Consumer
lsf.getBestStudi().ifPresent(studi -> {
    // mach was mit dem Studi ...
});

// Studi oder Alternative (wenn Optional.empty())
best = lsf.getBestStudi().orElse(anne);

// Studi oder NoSuchElementException (wenn Optional.empty())
best = lsf.getBestStudi().orElseThrow();

Es gibt noch eine Methode get(), die so verhält wie orElseThrow(). Da man diese Methode vom Namen her schnell mit einem Getter verwechselt, ist sie mittlerweile deprecated.

Anmerkung: Da getBestStudi() eine NullPointerException werfen kann, sollte der Aufruf möglicherweise in ein try/catch verpackt werden. Dito für orElseThrow().

Beispiel: optional.traditional.Demo

Einsatz mit Stream-API

public class LSF {
    ...
    public Optional<Studi> getBestStudi() throws NullPointerException {
        if (sl == null) throw new NullPointerException("There ain't any collection");
        return sl.stream()
                 .sorted((s1, s2) -> s2.credits() - s1.credits())
                 .findFirst();
    }
}


public static void main(String... args) {
    ...
    String name = lsf.getBestStudi()
                     .map(Studi::name)
                     .orElseThrow();
}
Beispiel: optional.streams.Demo

Im Beispiel wird in getBestStudi() die Sammlung als Stream betrachtet, über die Methode sorted() und den Lamda-Ausdruck für den Comparator sortiert ("falsch" herum: absteigend in den Credits der Studis in der Sammlung), und findFirst() ist die terminale Operation auf dem Stream, die ein Optional<Studi> zurückliefert: entweder den Studi mit den meisten Credits (verpackt in Optional<Studi>) oder Optional.empty(), wenn es überhaupt keine Studis in der Sammlung gab.

In main() wird dieses Optional<Studi> mit den Stream-Methoden von Optional<T> bearbeitet, zunächst mit Optional#map(). Man braucht nicht selbst prüfen, ob das von getBestStudi() erhaltene Objekt leer ist oder nicht, da dies von Optional#map() erledigt wird: Es wendet die Methodenreferenz auf den verpackten Wert an (sofern dieser vorhanden ist) und liefert damit den Namen des Studis als Optional<String> verpackt zurück. Wenn es keinen Wert, also nur Optional.empty() von getBestStudi() gab, dann ist der Rückgabewert von Optional#map() ein Optional.empty(). Wenn der Name, also der Rückgabewert von Studi::name, null war, dann wird ebenfalls ein Optional.empty() zurückgeliefert. Dadurch wirft orElseThrow() dann eine NoSuchElementException. Man kann also direkt mit dem String name weiterarbeiten ohne extra null-Prüfung - allerdings will man noch ein Exception-Handling einbauen (dies fehlt im obigen Beispiel aus Gründen der Übersicht) ...

Weitere Optionals

Für die drei primitiven Datentypen int, long und double gibt es passende Wrapper-Klassen von Optional<T>: OptionalInt, OptionalLong und OptionalDouble.

Diese verhalten sich analog zu Optional<T>, haben aber keine Methode ofNullable(), da dies hier keinen Sinn ergeben würde: Die drei primitiven Datentypen repräsentieren Werte - diese können nicht null sein.

Regeln für Optional

  1. Nutze Optional nur als Rückgabe für "kein Wert vorhanden"

    Optional ist nicht als Ersatz für eine null-Prüfung o.ä. gedacht, sondern als Repräsentation, um auch ein "kein Wert vorhanden" zurückliefern zu können.

  2. Nutze nie null für eine Optional-Variable oder einen Optional-Rückgabewert

    Wenn man ein Optional als Rückgabe bekommt, sollte das niemals selbst eine null-Referenz sein. Das macht das gesamte Konzept kaputt!

    Nutzen Sie stattdessen Optional.empty().

  3. Nutze Optional.ofNullable() zum Erzeugen eines Optional

    Diese Methode verhält sich "freundlich" und erzeugt automatisch ein Optional.empty(), wenn das Argument null ist. Es gibt also keinen Grund, dies mit einer Fallunterscheidung selbst erledigen zu wollen.

    Bevorzugen Sie Optional.ofNullable() vor einer manuellen Fallunterscheidung und dem entsprechenden Einsatz von Optional.of() und Optional.empty().

  4. Erzeuge keine Optional als Ersatz für die Prüfung auf null

    Wenn Sie auf null prüfen müssen, müssen Sie auf null prüfen. Der ersatzweise Einsatz von Optional macht es nur komplexer - prüfen müssen Sie hinterher ja immer noch.

  5. Nutze Optional nicht in Attributen, Methoden-Parametern und Sammlungen

    Nutzen Sie Optional vor allem für Rückgabewerte.

    Attribute sollten immer direkt einen Wert haben oder null, analog Parameter von Methoden o.ä. ... Hier hilft Optional nicht, Sie müssten ja trotzdem eine null-Prüfung machen, nur eben dann über den Optional, wodurch dies komplexer und schlechter lesbar wird.

    Aus einem ähnlichen Grund sollten Sie auch in Sammlungen keine Optional speichern!

  6. Vermeide den direkten Zugriff (ifPresent(), orElseThrow() ...)

    Der direkte Zugriff auf ein Optional entspricht dem Prüfen auf null und dann dem Auspacken. Dies ist nicht nur Overhead, sondern auch schlechter lesbar.

    Vermeiden Sie den direkten Zugriff und nutzen Sie Optional mit den Stream-Methoden. So ist dies von den Designern gedacht.

Wrap-Up

Optional als Rückgabe für "kein Wert vorhanden"

  • Optional.ofNullable(): Erzeugen eines Optional

    • Entweder Objekt "verpackt" (Argument != null)
    • Oder Optional.empty() (Argument == null)
  • Prüfen mit isEmpty() und ifPresent()

  • Direkter Zugriff mit ifPresent(), orElse() und orElseThrow()

  • Stream-API: map(), filter(), flatMap(), ...

  • Attribute, Parameter und Sammlungen: nicht Optional nutzen

  • Kein Ersatz für null-Prüfung!

Schöne Doku: "Using Optionals".

Challenges

String-Handling

Können Sie den folgenden Code so umschreiben, dass Sie statt der if-Abfragen und der einzelnen direkten Methodenaufrufe die Stream-API und Optional<T> nutzen?

String format(final String text, String replacement) {
    if (text.isEmpty()) {
        return "";
    }

    final String trimmed = text.trim();
    final String withSpacesReplaced = trimmed.replaceAll(" +", replacement);

    return replacement + withSpacesReplaced + replacement;
}

Ein Aufruf format(" Hello World ... ", "_"); liefert den String "_Hello_World_..._".

Quellen