Subsections of Umgang mit Frameworks
Frameworks: How-To Dungeon
Der PM-Dungeon ist ein Framework zum Entwickeln von Rogue-like Dungeon-Crawlern, also einfachen 2D-Spielen in Java. Das Framework bietet die wichtigsten benötigten Grundstrukturen für ein Computer-Spiel: Es hat eine Game-Loop, kann Level generieren und darstellen und hat eine Entity-Component-System-Struktur (ECS), über die die Spielinhalte erstellt werden können. Im Hintergrund arbeitet die Open-Source-Bibliothek libGDX.
Sie können das Projekt direkt von GitHub clonen und über den im Projekt integrierten Gradle-Wrapper starten. Dazu brauchen Sie Java 21 LTS (in einer 64-bit Version). Sie können das Projekt als Gradle-Projekt in Ihre IDE laden.
Die Starter-Klassen (z.B. starter.Starter
im "dungeon"-Subprojekt, starter.DojoStarter
im "dojo-dungeon"-Subprojekt
oder starter.DevDungeon
im "devDungeon"-Subprojekt) sind die zentralen Einstiegspunkte. Hier finden Sie "unseren"
Teil der Game-Loop (der in der eigentlichen Game-Loop von libGDX aufgerufen wird), hier finden Sie die Konfiguration
und die main()
-Methode.
Im ECS werden die im Spiel befindlichen Elemente als Entitäten modelliert. Diese Entitäten sind lediglich Container für Components, die dann ihrerseits die entsprechenden Eigenschaften der Entitäten modellieren. Entitäten haben normalerweise über die Components hinaus keine weiteren Eigenschaften (Attribute, Methoden). Das Game kennt alle zum aktuellen Zeitpunkt "lebenden" Entitäten.
Components gruppieren Eigenschaften, beispielsweise für Positionen oder Lebenspunkte. Components haben normalerweise keine Methoden (halten also nur Werte/Attribute). Jede Component-Instanz ist immer einer konkreten Entität zugeordnet und kann ohne diese nicht existieren.
Systeme implementieren das Verhalten im ECS. Das Game kennt alle aktiven Systeme und ruft in jedem Durchlauf der
Game-Loop die execute()
-Methode der Systeme auf. Üblicherweise holt sich dann ein System alle Entitäten vom Game und
iteriert darüber und fragt ab, ob die betrachtete Entität die notwendigen Components hat - falls ja, dann kann das
System auf dieser Entität die entsprechenden Operationen ausführen (Animation, Bewegung, ...); falls nein, wird diese
Entität ignoriert und mit der Iteration fortgefahren.
Wir programmieren in dieser Einheit einen einfachen Helden. Der Held ist eine Entity
und braucht verschiedene
Components, um im Spiel angezeigt zu werden und bewegt werden zu können.
- (K2) Überblick über die wichtigsten Strukturen im PM-Dungeon
- (K2) Aufbau eines ECS: Entitäten, Komponenten, Systeme
- (K3) Herunterladen und installieren des PM-Dungeon
- (K3) Laden in der IDE
- (K3) Erstellen eines Helden mit Animation und Bewegung
How-To Dungeon
In diesem Semester werden Sie im Praktikum schrittweise Erweiterungen in verschiedenen "fertigen" Rogue-like Computerspielen programmieren und dabei (hoffentlich) die Methoden aus der Vorlesung einsetzen können.
Das Projekt "PM-Dungeon" stellt wichtige Bausteine für das Spiel bereit, beispielsweise eine Game-Loop und eine API für das Generieren und Benutzen von Leveln und vieles andere mehr. Im Hintergrund werkelt das etablierte Open-Source-Spieleframework libGDX.
Wir werden uns in diesem How-To einen Überblick verschaffen und einen ersten Einstieg versuchen: Wir programmieren einen einfachen Helden.
Projekt PM-Dungeon
Das Projekt PM-Dungeon entstand in verschiedenen Forschungsprojekten und wurde (und wird) aktiv von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern am Campus Minden entwickelt.
Zuletzt lief das Forschungsprojekt "Dungeon", gefördert durch die Stiftung für Innovation in der Hochschullehre im "Freiraum 2022". Dabei sollten diesmal nicht die Studierenden selbst Code schreiben, sondern die Lehrenden sollen Aufgaben in einer speziellen (von uns entwickelten) Programmiersprache schreiben (können), woraus dann ein fertiges Dungeon-Spiel generiert wird (mit der Aufgabe als Quest o.ä. im Dungeon eingebettet) und die Studierenden können durch das Spielen die Aufgaben lösen.
Sie werden merken, dass trotz klarer Richtlinien und Ideen die Entwicklung in der Praxis doch nicht so einfach ist und dass viele Dinge immer wieder geübt und erinnert werden müssen: Namen von Klassen und Methoden, sinnvolles Javadoc, Dokumentation jenseits des Javadoc, aber auch Commit-Messages und PR-Summaries.
Installation des Frameworks
Sie finden das Projekt auf GitHub: github.com/Dungeon-CampusMinden/Dungeon.
Laden Sie sich den Quellcode herunter, um damit in der IDE arbeiten zu können. Prinzipiell gibt es viele verschiedene Wege, in diesem Tutorial laden wir es per Git in der Konsole herunter:
git clone git@github.com:Dungeon-CampusMinden/Dungeon.git pm-dungeon
Dabei entsteht der Ordner pm-dungeon/
mit dem Dungeon-Projekt als Inhalt.
WICHTIG: Achten Sie bitte darauf, dass im Projektpfad keine Leerzeichen und keine Sonderzeichen (Umlaute o.ä.) vorkommen! Dies kann zu seltsamen Fehler führen. Bitte auch darauf achten, dass Sie als JDK ein Java SE 21 (LTS) verwenden.
Java: Java SE 21 (LTS)
Wir benutzen im Dungeon-Projekt die aktuelle LTS-Version des JDK, d.h. Java SE 21 (LTS). Sie können sich das JDK bei Oracle herunterladen oder Alternativen ausprobieren. Bitte unbedingt die jeweilige 64-bit Version nutzen!
In der Konsole sollte
java -version
ungefähr diese Ausgabe erzeugen (ignorieren Sie die Minor-Version, wichtig ist Major-Version: 21 bzw. "LTS"):
java version "21.0.3" 2024-04-16 LTS
Java(TM) SE Runtime Environment (build 21.0.3+7-LTS-152)
Java HotSpot(TM) 64-Bit Server VM (build 21.0.3+7-LTS-152, mixed mode, sharing)
Erster Test
Für einen ersten Test gehen Sie in der Konsole in den vorhin erzeugten neuen Ordner
pm-dungeon/
und führen Sie dort den Befehl
./gradlew game:runBasicStarter
aus. Dabei sollte das (mitgelieferte) Build-Tool Gradle starten und die benötigten Java-Bibliotheken herunterladen und schließlich das Spiel in einer Minimalversion starten - Sie sollten also ein Level sehen.
Dies dauert je nach Internetanbindung etwas - beim nächsten Start geht es dann aber deutlich schneller, weil ja bereits alles da ist.
Import in der IDE
Importieren Sie das Projekt als Gradle-basiertes Projekt, dann übernimmt die IDE die Konfiguration für Sie.
Über das Gradle-Menü können Sie nun in der IDE den "runBasicStarter"-Task (Menüpunkt "game") starten, und es erscheint wieder ein minimales Level.
Überblick über die (Sub-) Projekte
Sie finden im Package-Explorer eine Reihe von Unterprojekten (Gradle-Subprojekte). Für PR2
sind eigentlich nur die Subprojekte
"dojo-dungeon" und
"devDungeon"
relevant sowie die Dokumentation in den verschiedenen doc/
-Ordnern (die derzeit leider noch
eine ziemliche Baustelle ist).
Dojo-Dungeon und DevDungeon stellen zwei verschiedene (mehr oder weniger fertige) Spiele dar, die von Studierenden erstellt wurden (Dojo-Dungeon: @Denniso3, @tgrothe und @JudiTeller; DevDungeon: @Flamtky). Diese Spiele nutzen wir an einigen Stellen im Praktikum.
Die Basis für die beiden Spiele stellt das Dungeon-Framework dar, welches in den
Gradle-Subprojekten "game"
und "dungeon" zu finden
ist. Game stellt dabei eine Art minimale Basis zum Programmieren eigener Spiele dar (alle
Klassen im Package core
), und Dungeon erweitert diese Basis und fügt einige häufig benötigte
Elemente und weitere Texturen (Package contrib
) hinzu. Zusätzlich gibt es hier noch einige
Klassen für die DSL, was für PR2 aber nicht relevant ist.
Das Subprojekt "blockly" ist die Einbindung einer blockbasierten Programmiersprache in das Dungeon-Framework und spielt für PR2 ebenfalls keine Rolle.
Die Strukturen in allen Sub-Projekten ist ähnlich: Sie finden unter <subproject>/src/
die
Java-Packages und in <subproject>/assets/
vordefinierte Texturen und Soundfiles sowie
Crafting-Rezepte (beispielsweise für Boden, Wände und den Hero). Alle Sourcen sind (mehr oder
weniger) mit Javadoc dokumentiert, zusätzlich gibt es jeweils in <subproject>/doc/
weitere
Anleitungen und Hinweise.
Für die Aufgaben im Praktikum starten Sie am besten zunächst beim relevanten Code in den
Sub-Projekten Dojo-Dungeon und DevDungeon. Schauen Sie sich die für die Aufgabe benutzten
Klassen und deren Javadoc an. In der Regel nutzen diese auch Klassen aus Dungeon und Game,
deren Aufbau und Javadoc Sie sich ebenfalls anschauen sollten. Zusätzlich gibt es für Game und
Dungeon noch weitere Dokumentation in den doc/
-Ordnern.
Überblick über die Java-Strukturen
Jedes Spiel besteht aus einer Game-Loop, die je nach Konfiguration 30 Mal oder 60 Mal pro
Sekunde ausgeführt wird. Diese Game-Loop wird mit Hilfe der Game#run()
-Methode gestartet und
die Kontrolle geht dabei vollständig an libGDX über. Im Wesentlichen werden pro Durchlauf
("Frame") die Aktionen berechnet und das Spielfeld neu gezeichnet. Alle Aktionen im Spiel,
etwa das Bewegen von Spielelementen oder das Berechnen von Angriffen o.ä., werden über
sogenannte Systeme berechnet. Diese werden einmal pro Frame aufgerufen und bestimmen den neuen
Zustand (Position, Animation, Stats, ...) der Spielelemente, die dann beim nächsten Rendern im
Spiel angezeigt werden.
Die Klasse core.Game
ist der zentrale Einstiegspunkt. Hier werden alle wichtigen Dinge
konfiguriert, und es gibt die Game#run()
-Methode, die das Spiel startet. Zusätzlich gibt es
weitere Methoden, die für Sie relevant sind:
Game#userOnSetup()
: Diese Methode wird einmal beim Start des Spiels aufgerufen und kann für die Konfiguration und Initialisierung der verschiedenen Systeme genutzt werden. Hier wird beispielsweise u.a. auch das erste Level geladen.Game#userOnFrame()
: Diese Methode wird zu Beginn eines jeden Frame aufgerufen, noch bevor dieexecute()
-Methode der verschiedenen Systeme aufgerufen wird.Game#userOnLevelLoad()
: Diese Methode wird aufgerufen, wenn ein Level geladen wird. Hier können Sie später die Entitäten erstellen, die initial im Level verteilt werden sollen.
Es gibt noch eine ganze Reihe von Packages, beispielsweise core.Component
mit verschiedenen
wichtigen Components oder core.level
mit Klassen zum Generieren zufälliger neuer Level und
zum Laden und zum Zugriff (wo bin ich und warum?) oder core.systems
mit den Systemen, die
bestimmte Dinge im Spiel managen. Die Gliederung in Entitäten (entities), Komponenten
(components) und Systeme (systems) nennt sich auch "ECS-Architektur" (zu ECS später mehr).
Sie finden im "Quickstart: How to Dungeon" eine gute Anleitung, die auf die Strukturen tiefer eingeht.
Mein Held
Um einen besseren Blick in das System zu bekommen, erstellen wir schrittweise einen eigenen einfachen Helden.
Legen Sie sich im starter
-Package eine neue Klasse an, mit der Sie das Spiel konfigurieren
und starten können:
package starter;
import core.Game;
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Start the game loop
Game.run();
}
}
In IntelliJ können Sie nun die main()
-Funktion direkt ausführen, dazu wird im Hintergrund
die vorhandene Gradle-Konfiguration genutzt. Mit anderen IDEs funktioniert das vielleicht
nicht direkt, dann erweitern Sie einfach die Gradle-Konfiguration um einen entsprechenden
Task:
tasks.register('run', JavaExec) {
mainClass = 'starter.Main'
classpath = sourceSets.main.runtimeClasspath
}
Einschub: ECS oder Entities, Components und Systems
Der Held ist ein Element im Spiel. Diese Struktur muss geeignet modelliert werden.
Unser Dungeon implementiert dabei eine Variante eines Entity Component System (ECS) und folgt damit "großen Vorbildern" wie beispielsweise Unity.
Neben verschiedenen Hilfsstrukturen gibt es dabei nur Entitäten, Komponenten und Systeme. Hier werden sämtliche Informationen und Verhalten modelliert.
Entity
Die Idee dahinter ist: Alle Elemente im Spiel werden als Entität realisiert, d.h. der Held und die Monster und die Items, die man so finden kann, sind alles Entitäten. Sogar Feuerbälle sind letztlich Entitäten. (Im Prinzip könnten sogar die Boden- und Wandkacheln Entitäten sein - sind es aus Effizienzgründen aktuell aber nicht.)
Eine Entität an sich kann erst einmal nichts und dient nur als Container für Components.
Das Spiel kennt alle zu einem Zeitpunkt vorhandenen Entitäten, diese müssen per Game#add
registriert werden. Man kann die Entitäten über die API abrufen (Game#allEntities
,
Game#find
und Game#hero
).
Unsere Basisklasse für Entitäten ist aktuell core.Entity
.
Component
Components bündeln bestimmte Werte einer Entität für bestimmte Zwecke, d.h. statt der Attribute in einer Klasse (Entität) nutzen wir hier eine weitere Kapselung.
Beispielsweise könnte man die Lebenspunkte u.ä. in einer HealthComponent
verpacken und dann
in einer Entität speichern. Oder man könnte in einer VelocityComponent
hinterlegen, wie
schnell eine Entität in x- und in y-Richtung bewegt werden kann (Wände würden dabei einfach
den Wert 0 bekommen). Oder man könnte in einer PositionComponent
speichern, wo die Entität
gerade ist. Schauen Sie einfach mal in die Packages core.components
und
contrib.components
.
Wichtig ist: Eine Instanz einer Component ist immer an eine Entität gekoppelt, eine Component
ohne (Bindung an eine) Entität ist sinnfrei. Andersherum kann eine Entität immer nur eine
einzige Instanz einer bestimmten Component (eines Component-Typs) haben, also beispielsweise
nicht zwei Objekte vom Typ PositionComponent
.
Components speichern vor allem Werte und haben nur in Ausnahmefällen eigenes Verhalten.
Das Basisinterface für Components ist derzeit core.Component
.
System
Mit Entitäten und passenden Components, über die wir die Eigenschaften ausdrücken, können wir bereits Spielelemente im Dungeon repräsentieren.
Für die Bewegung und Interaktion sorgen nun passende Systeme. Das Spiel kennt alle Systeme
(diese werden einmal beim Start im Spiel per Game#add
registriert) und ruft in der Game-Loop
pro Frame deren execute()
-Methode auf. In der Regel iterieren die Systeme beim Ausführen der
execute()
-Methode über die Entitäten des Spiels (via Game#allEntities
), suchen sich
Entitäten mit bestimmten Components heraus und bearbeiten den Zustand dieser Components.
Dabei könnte beispielsweise ein HealthSystem
sich alle Entitäten filtern, deren
HealthComponent
unterhalb einer kritischen Schwelle liegen und diese rot anmalen lassen,
d.h. in der DrawComponent
wird die Textur ("Animation") ausgetauscht. Oder ein
PlayerSystem
könnte dafür sorgen, dass die Eingaben auf der Tastatur geeignet an den Helden
weitergegeben werden und (über andere Systeme) in eine Bewegung oder Kampf o.ä. umgewandelt
werden.
Sie finden unsere Systeme in den Packages core.systems
und contrib.systems
, und die
Basisklasse ist derzeit core.System
- falls Sie einmal eigene Systeme implementieren wollen.
(vgl. auch
Doku)
Nun aber Helden!
Ein Held ist eine Entität
Also legen wir nun endlich einen neuen Helden als Instanz von core.Entity
an und
registrieren diese Entität im Spiel:
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup(
() -> {
Entity hero = new Entity("Hero");
Game.add(hero);
});
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Der in der Methode Game#userOnSetup
übergebene Lamda-Ausdruck wird (später) einmalig beim
Start der Game-Loop von libGDX aufgerufen. Auf diese Weise können wir unseren Helden ins Spiel
bekommen. (Alle anderen Entitäten sollten Sie besser über die Methode Game#onLevelLoad
anlegen, also beim Laden eines neuen Levels.)
Prinzipiell haben Sie damit alles, um das Spiel starten zu können. In der Praxis sehen Sie aber keinen Helden: Der hat nämlich weder eine Position noch eine Textur, kann also gar nicht angezeigt werden.
Wo bin ich grad?
Der Held braucht eine Position. Dazu gibt es core.components.PositionComponent
. Fügen wir
diese einfach dem Helden hinzu:
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup(
() -> {
Entity hero = new Entity("Hero");
hero.add(new PositionComponent());
Game.add(hero);
});
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Wenn man keine Position mitgibt, wird einfach eine zufällige Position im Level genutzt. Alternativ kann man eine eigene Position mitgeben.
Im Dungeon existieren aktuell zwei Koordinatensysteme: core.level.utils.Coordinate
(Integer-basiert) und core.utils.Point
(Float-basiert). Die Level werden als Matrix von
Tile
(Boden, Wand, Loch, ...) gespeichert. Die Position dieser Tile
wird als Coordinate
gespeichert, was dem Index des Tiles in der Matrix entspricht. Entitäten können aktuell aber
auch zwischen zwei Tiles oder schräg-links-oben auf einem Tile stehen, dafür gibt es die
Positionen als Point
. Entsprechend könnte man den neuen Helden bei (0,0)
in das Level
setzen: new PositionComponent(new Point(0, 0))
bzw. kurz new PositionComponent(0f, 0f)
(wobei diese Position möglicherweise nicht spielbar ist, da hier eine Wand oder sogar nichts
ist).
Wenn Sie jetzt das Spiel starten, sehen Sie - immer noch nichts (außer den Wänden). Hmmm.
Animateure
Um den Held zeichnen zu können, brauchen wir eine Animation - also eine DrawComponent
.
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup(
() -> {
Entity hero = new Entity("Hero");
hero.add(new PositionComponent());
try {
hero.add(new DrawComponent(new SimpleIPath("character/knight")));
} catch (IOException e) {
System.err.println("Could not load textures for hero.");
throw new RuntimeException(e);
}
hero.add(new CameraComponent());
hero.add(new PlayerComponent());
Game.add(hero);
});
// Start the game loop
Game.run();
}
}
In den Asset-Ordnern der Sub-Projekte Game und Dungeon gibt es bereits vordefinierte Texturen.
Im Beispiel wird (nur) im Sub-Projekt "game" gesucht (weil unsere Main
-Klasse dort liegt),
und zwar in <game>/assets/character/knight/
. Dort finden sich Unterordner für verschiedene
Zustände des Ritters, und darin jeweils einige Texturen (einfache kleine .png-Dateien), die
als Animation in einem bestimmten Zustand nacheinander abgespielt werden. Über den angegebenen
(Teil-) Pfad werden in DrawComponent
automatisch die entsprechenden Animationen erzeugt und
geladen. Die Asset-Ordner sind in der Gradle-Konfiguration definiert. (Wenn Sie Ihre
Main
-Klasse in Dungeon ansiedeln, stehen Ihnen automatisch die Texturen aus Dungeon plus aus
Game zur Verfügung.)
Da es passieren kann, dass der übergebene Pfad nicht gefunden wird, muss hier mit
Exception-Handling gearbeitet werden. Wir geben hier erstmal eine Fehlermeldung aus und
propagieren eine neue RuntimeException
, die letztlich dafür sorgt, dass das Spiel
abgebrochen würde.
Zusätzlich brauchen wir für den Helden noch eine CameraComponent
. Das
core.systems.CameraSystem
wird dafür sorgen, dass die Entität mit dieser Component immer im
Fokus der Kamera ist. Da wir den Held später noch manuell steuern wollen, bekommt er auch
gleich noch eine PlayerComponent
.
Jetzt wackelt der Held auf der Stelle herum ...
Bewege mich
Für die Bewegung ist das VelocitySystem
zuständig. Dieses fragt in allen Entitäten die
VelocityComponent
sowie die PositionComponent
ab, berechnet die nächste neue Position und
speichert diese in der PositionComponent
, und setzt bei tatsächlicher Bewegung auch eine
passende Bewegungsanimation in der DrawComponent
.
Das PlayerSystem
und die PlayerComponent
sorgen im Zusammenspiel für eine Reaktion auf die
Tastatureingaben.
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup(
() -> {
Entity hero = new Entity("Hero");
hero.add(new PositionComponent());
try {
hero.add(new DrawComponent(new SimpleIPath("character/knight")));
} catch (IOException e) {
System.err.println("Could not load textures for hero.");
throw new RuntimeException(e);
}
hero.add(new CameraComponent());
hero.add(new VelocityComponent(5f, 5f));
PlayerComponent pc = new PlayerComponent();
pc.registerCallback(
KeyboardConfig.MOVEMENT_UP.value(),
entity -> {
VelocityComponent vc = entity.fetch(VelocityComponent.class).get();
vc.currentYVelocity(vc.yVelocity());
});
hero.add(pc);
Game.add(hero);
});
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Die VelocityComponent
wird im Konstruktor mit einer (maximalen) Geschwindigkeit in x- und
y-Richtung erzeugt. Nutzen Sie hier nicht zu große Werte - unter Umständen reicht dann ein
einziger Tastendruck, um einmal über das Spielfeld geschleudert zu werden.
Über die Methoden VelocityComponent#xVelocity
und VelocityComponent#yVelocity
können Sie
die Maximalgeschwindigkeit abfragen und auch setzen. Mit VelocityComponent#currentXVelocity
bzw. VelocityComponent#currentYVelocity
holen und setzen Sie dagegen die aktuelle
Geschwindigkeit, die vom VelocitySystem
zur Berechnung der nächsten Position genutzt wird
(wobei die Maximalgeschwindigkeit als Obergrenze verwendet wird).
Im Beispiel wird in der PlayerComponent
des Helden der Taste "W" ein Lambda-Ausdruck
zugeordnet, der die VelocityComponent
der Entität (also des Helden) holt, die maximale
Geschwindigkeit in y-Richtung ausliest und diese als aktuelle Geschwindigkeit in y-Richtung
setzt. Damit kann mit der Taste "W" der Held nach oben laufen.
Anmerkung: Das entity.fetch(VelocityComponent.class)
liefert nicht direkt ein
VelocityComponent
-Objekt zurück, sondern ein Optional<VelocityComponent>
. Darüber sprechen
wir (später) noch in der Lektion “Optional”. Für jetzt soll es
zunächst genügen, dass Sie das gewünschte "verpackte" Objekt mit der Methode get()
aus dem
Optional
wieder herausbekommen.
Anmerkung: Das gezeigte Schema ist insofern typisch, als dass verschiedene Systeme aus der
Maximalgeschwindigkeit und weiteren Parametern die aktuelle Geschwindigkeit berechnen und in
der VelocityComponent
einer Entität setzen. Das VelocitySystem
nutzt dann die aktuelle
Geschwindigkeit für die tatsächliche Bewegung. Sie sollten in der Praxis also die Methoden
VelocityComponent#currentXVelocity
bzw. VelocityComponent#currentYVelocity
eher nicht
selbst aufrufen, sondern dies den Systemen überlassen. Wenn Sie einen Geschwindigkeitsboost
haben wollen, würde es bei der obigen Konfiguration ausreichen, VelocityComponent#xVelocity
und/oder VelocityComponent#yVelocity
zu setzen/zu erhöhen - den Rest übernehmen dann das
PlayerSystem
und vor allem das VelocitySystem
...
Nun sollten Sie Ihren Helden (nach oben) bewegen können. (Tipp: Probieren Sie "W".)
Hinweis: Üblicherweise bearbeiten die Systeme bei der Iteration über alle Entitäten nur diejenigen Entitäten, die alle benötigten Components aufweisen.
Walking mit System
Neue Monster
Wie kann ich ein Monster beim Laden des Levels erzeugen?
Beim Laden eines Levels wird der mit Game#userOnLevelLoad
registrierte Lambda-Ausdruck
ausgeführt. Hier kann man beispielsweise ein neues Monster erzeugen (lassen):
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup( ... );
// Create a new monster in every new level
Game.userOnLevelLoad(first -> {
Entity fb = new Entity("HUGO");
fb.add(new PositionComponent(Game.hero().get().fetch(PositionComponent.class).get().position()));
try {
fb.add(new DrawComponent(new SimpleIPath("character/knight")));
} catch (IOException e) {
System.err.println("Could not load textures for HUGO.");
throw new RuntimeException(e);
}
VelocityComponent vc = new VelocityComponent(10f, 10f);
vc.currentYVelocity(vc.yVelocity());
fb.add(vc);
Game.add(fb);
});
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Im Lambda-Ausdruck erzeugen wir hier einfach eine neue Entität und fügen dieser wie vorhin
beim Hero eine DrawComponent
für die Anzeige sowie eine PositionComponent
und eine
VelocityComponent
für die Position und Bewegung hinzu, und am Ende registrieren wir die
Entität beim Spiel.
Wenn man das Spiel jetzt startet, wird an der Position des Helden eine neue Entität sichtbar (mit der selben Textur).
Aber warum bewegt die neue Figur sich nicht? Wir haben doch eine VelocityComponent
hinzugefügt und eine aktuelle Geschwindigkeit gesetzt?!
Wenn man in VelocitySystem#execute
(bzw. die dort aufgerufene Methode
VelocitySystem#updatePosition
) schaut, wird klar, dass die aktuelle Geschwindigkeit zwar neu
berechnet und gesetzt wird, aber dass ein "Reibungsfaktor" (abhängig vom Feld, auf dem die
Figur steht) eingerechnet wird und somit die aktuelle Geschwindigkeit schnell auf Null geht.
Der Hintergrund ist einfach: Normalerweise soll eine Entität nicht einmal angeschubst werden
und dann "ewig" laufen, insbesondere bei Reaktion auf Tastatureingaben. Deshalb werden die
Entitäten kurz bewegt und bremsen dann wieder ab. Das Aufrechterhalten der Bewegung erfolgt
normalerweise über Systeme ...
Systems für das selbstständige Laufen
Wir brauchen ein System, welches die aktuelle Geschwindigkeit einer Entität in jedem Frame
wieder auf den alten Wert setzt. Dazu leiten wir von core.System
ab. (Achtung: Es gibt auch
eine Klasse System
im JDK - hier müssen Sie genau hinschauen!)
import core.System;
public class WalkerSystem extends System {
@Override
public void execute() {
entityStream().forEach(e -> {
VelocityComponent vc = e.fetch(VelocityComponent.class).get();
vc.currentXVelocity(vc.xVelocity());
vc.currentYVelocity(vc.yVelocity());
});
}
}
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup( ... );
// Create a new monster in every new level
Game.userOnLevelLoad( ... );
// Register our new system
Game.add(new WalkerSystem());
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Wir leiten also von core.System
ab und implementieren die execute
-Methode. Wir holen uns
dabei von jeder Entität die VelocityComponent
und setzen die aktuelle Geschwindigkeit neu
auf die maximale Geschwindigkeit. Zusätzlich registrieren wir das neue System im Spiel, damit
es in jedem Frame einmal aufgerufen wird.
Nun läuft das neue Monster los (bis es gegen eine Wand läuft).
Aber der Held bewegt sich nun ebenfalls dauerhaft :(
Components für das selbstständige Laufen
Das Problem ist, dass unser neues WalkerSystem
alle Entitäten automatisch bewegt. (Ein
weiteres Problem ist, dass das WalkerSystem
davon ausgeht, dass es immer eine
VelocityComponent
gibt, was nicht unbedingt erfüllt ist!)
Wir brauchen also noch eine Component, mit der wir die zu bewegenden Entitäten markieren können.
import core.System;
import core.Component;
public class WalkerComponent implements Component {}
public class WalkerSystem extends System {
public WalkerSystem() {
super(WalkerComponent.class);
}
@Override
public void execute() {
entityStream().forEach(e -> {
if (e.isPresent(WalkerComponent.class)) {
VelocityComponent vc = e.fetch(VelocityComponent.class).get();
vc.currentXVelocity(vc.xVelocity());
vc.currentYVelocity(vc.yVelocity());
}
});
}
}
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup( ... );
// Create a new monster in every new level
Game.userOnLevelLoad(first -> {
Entity fb = new Entity("HUGO");
...
fb.add(new WalkerComponent());
Game.add(fb);
});
// Register our new system
Game.add(new WalkerSystem());
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Die neue Component (WalkerComponent
) ist einfach eine leere Klasse, die von core.Component
erbt. Wir brauchen keine Werte o.ä., die wir hier ablegen wollen - eine leere Klasse reicht
für das Beispiel. Dem neuen Monster geben wir diese neue Component nun mit.
Das WalkerSystem
wird auch etwas ergänzt: Im Konstruktor rufen wir den Super-Konstruktor auf
und übergeben die WalkerComponent
-Klasse - dies ist die Component, für die sich das System
interessiert. Zusätzlich legen wir noch eine if
-Abfrage um das Aktualisieren der aktuellen
Geschwindigkeit: Der Block soll nur dann ausgeführt werden, wenn die im aktuellen
Schleifendurchlauf gerade betrachtete Entität eine WalkerComponent
hat.
Nun läuft nur das neue Monster automatisch, der Held bleibt stehen und reagiert erst auf Tastendrücke. Prima!
Auf diese Weise können Sie beispielsweise den Monstern einen Gesundheitszustand geben und diese bei zu schlechter Gesundheit "sterben" lassen (aus dem Spiel entfernen). Sie könnten aber auch komplexere Dinge wie die Kollision zwischen zwei Entitäten realisieren.
Tatsächlich gibt es im Sub-Projekt "dungeon" (Package contrib
) bereits eine Vielzahl an
Components und passenden Systems, die solche typischen Aufgaben bereits realisieren.
Kämpfe wie ein NPC
Wir haben beim Hero über das PlayerComponent
eine Reaktion auf Tastatureingaben
implementiert. Hier könnte man einer Taste auch den Start einer neuen Entität zuordnen, die
sich dann automatisch bewegt. Man könnte also Feuerbälle schleudern ...
public class Main {
public static void main(String... args) {
// Add some one-time configuration
Game.userOnSetup( () -> {
Entity hero = new Entity("Hero");
...
PlayerComponent pc = new PlayerComponent();
pc.registerCallback(KeyboardConfig.FIRST_SKILL.value(), entity -> {
Entity fb = new Entity("Fireball");
fb.add(new PositionComponent(entity.fetch(PositionComponent.class).get().position()));
try {
fb.add(new DrawComponent(new SimpleIPath("character/knight")));
} catch (IOException e) {
System.err.println("Could not load textures for fireball.");
throw new RuntimeException(e);
}
fb.add(new VelocityComponent(2f, 2f));
fb.add(new WalkerComponent());
Game.add(fb);
}, false);
Game.add(hero);
});
// Create a new monster in every new level
Game.userOnLevelLoad( ... );
// Register our new system
Game.add(new WalkerSystem());
// Start the game loop
Game.run();
}
}
Wir registrieren einfach die Taste FIRST_SKILL
(das ist ein "Q") in der PlayerComponent
.
Im hinterlegten Lamda-Ausdruck wird eine neue Entität erzeugt mit einer WalkerComponent
,
also ganz analog zu dem neuen Monster vorhin beim Laden eines neuen Levels. Zusätzlich wird
hier noch ein dritter Parameter mit dem Wert false
mitgegeben: Die PlayerComponent
wird in
jedem Frame ausgewertet - wenn die Taste "Q" also über mehrere Frames hinweg gedrückt ist
(was sehr wahrscheinlich ist), würde in jedem dieser Frames je eine neue Entität erzeugt und
losgeschickt. Über diesen dritten Parameter können wir steuern, dass genau das nicht passiert.
Man muss also die Taste "Q" zunächst wieder loslassen und dann erneut drücken, um noch einen
Feuerball zu erzeugen und auf den Weg zu schicken. Als Textur habe ich einfach die im
Sub-Projekt "game" vorhandene Textur für die Heros genommen - im Sub-Projekt "dungeon" gibt es
dagegen auch Feuerbälle u.ä., aber dann müsste die Klasse auch in dieses Sub-Projekt umgezogen
werden.
Unser Feuerball kann leider nichts, außer sich automatisch zu bewegen. Man könnte nun noch ein
CollisionSystem
entwickeln, welches Entitäten immer paarweise auf ihre Positionen vergleicht
und eine Kollision feststellt, wenn sich die Entitäten zu nah kommen und diese Information in
einer CollisionComponent
speichern (wer mit wem und wann). Dann könnte man noch ein
HealthSystem
bauen, welches eine HealthComponent
aktualisiert. Zusätzlich könnte man ein
FightSystem
schreiben, welches bei einer Kollision der getroffenen Entität (zufälligen?)
Schaden zufügt, also die Werte in ihrer HealthComponent
reduziert. (Alternativ könnte das
CollisionSystem
bei Kollision einen in der CollisionComponent
gespeicherten
Lambda-Ausdruck ausführen.) ... Die einzelnen Klassen interagieren also nicht direkt
miteinander, sondern immer über den Umweg der Systems und Components.
All diese (und viele weitere) Components und Systems gibt es bereits im Package contrib
im
Sub-Projekt "dungeon".
Wrap-Up
Damit endet der kurze Ausflug in den Dungeon.
In einem ECS haben wir Entities, Components und Systems.
- Die Entitäten sind nur Hüllen und gruppieren verschiedene Components.
- In diesen Components werden die Werte für die jeweiligen Zustände gehalten.
- Die Systems werden in jedem Durchlauf der Game-Loop aufgerufen und führen dabei ihre
execute()
-Methode aus. Typischerweise iterieren die Systeme dabei über alle Entitäten und verändern die Components der Entitäten.
Denken Sie daran, dass alles in einer Game-Loop läuft, die 30x oder 60x pro Sekunde aufgerufen wird. Sie können in der Regel keine direkte Interaktion zwischen verschiedenen Objekten realisieren, sondern müssen immer den Weg über die Systems gehen.
Schauen Sie gern in die vorhandenen Klassen und Packages und in die Dokumentation hinein:
- Klassen in
game/src/
unddungeon/src
- Dokumentation unter
game/doc/
unddungeon/doc/
Die Javadoc-Kommentare sollten Ihnen erste Ideen zur Funktionsweise geben (auch wenn für das
angestrebte Ideal noch einiges an Arbeit notwendig ist). Schauen Sie gern die Dokumentation
unter game/doc/
und dungeon/doc/
an, die im Laufe des Semesters schrittweise weiter
wachsen wird.
Anregungen für Spielideen können Sie beispielsweise in den folgenden Videos finden:
Viel Spass im PM-Dungeon!