Modernisierung und Gesundheit in Südkorea
K.J. Wrona, Modernisierung und Gesundheit in Südkorea, Universität Bielefeld, Bielefeld, 2019.
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Dissertation
| Veröffentlicht
| Deutsch
Autor*in
Betreuer
Flöthmann, E.-Jürgen;
Gerlinger, Thomas
Abstract
Südkorea gehört unbestritten zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt. Prozesse wie der demografische oder epidemiologische Wandel haben längst Einzug erhalten. Aus einem logischen Zusammenhang heraus wird hiervon auch die Gesundheitsstruktur der Bevölkerung wesentlich beeinflusst. Während Zusammenhänge solcherart weniger verwundern, bietet vor allem der Charakter der Umwandlungen in Südkorea Anlass zu einer näheren Befassung damit. Im Vergleich zu anderen hoch entwickelten Ländern der Welt ist für Südkorea eine äußerst bezeichnende Dynamik der genannten Prozesse festzuhalten. Allerdings weist die aktuelle Forschung zu entsprechenden Wechselwirkungen mit der Bevölkerungsgesundheit in Südkorea einige Defizite auf. Es mangelt insbesondere auch an einer übergreifenden Einschätzung zum Zusammenhang zwischen Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Hierbei stellt sich vor allem auch die Frage nach dem „Impact“ der rasanten Entwicklungen in Südkorea.
Wie aber lassen sich solche Zusammenhänge über die Zeit bestimmen? Zunächst einmal müssen hierfür theoretische und empirische Rahmenbedingungen eruiert werden, um nicht zuletzt auch aufzuzeigen, dass von den Voraussetzungen in Südkorea nicht auf die gemeinhin bekannten Ursachen und Konsequenzen zu schließen ist. Südkorea unterliegt seit den 60/70er Jahren des 20. Jahrhunderts einem äußerst charakteristischen Modernisierungsprozess, welcher sich in wesentlichen Aspekten von anderen Nationen abhebt. Insgesamt spielen gänzlich andere Rahmenbedingungen eine Rolle, als es zur Zeit der Modernisierung in bspw. Westeuropa der Fall war. Hierbei beschreibt das Phänomen der Modernisierung ein komplexes Gefüge aus vielen zusammenhängenden Einflussfaktoren. In der Forschung bestehen aber Defizite im Hinblick auf die Erfassung kontextspezifischer Rahmenbedingungen und der Ermittlung ihres Einflusses auf gesundheitsstrukturelle Entwicklungen über die Zeit. Vielmehr wird von allgemeinen Beziehungen und Wirkungszusammenhängen ausgegangen, was es vor dem Hintergrund höchst individueller Umwandlungsprozesse allerdings in Frage zu stellen gilt. Insofern müssen die Voraussetzungen der Wachstums- und Transformationsprozesse in Südkorea zunächst auch weitestgehend unabhängig von den Entwicklungen anderer Länder betrachtet werden, möchte man zu einer möglichst individuellen Bewertung entsprechender Kausalitäten im Kontext von Gesundheit gelangen. Und hierbei spielt der Zeitfaktor spielt eine endscheidende Rolle.
Das zentrale Forschungsobjekt sind sonach die modernisierungsbedingten Veränderungen in Südkorea und deren Einfluss auf die Entwicklung der Gesundheitsstruktur des Landes über die Zeit. Die Veränderungen in der Gesundheitsstruktur werden vorliegend in erster Linie anhand der Sterblichkeitsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte überprüft.
Zielsetzung und Fragestellung
Im engeren Sinne geht es also um die zeitabhängige Analyse des Zusammenhanges zwischen Modernisierung und Sterblichkeitsentwicklung vor dem Hintergrund der kontextspezifischen und damit höchst individuellen Rahmenbedingungen in Südkorea. Im Vordergrund steht die Beantwortung der Frage, welchen Einfluss die modernisierungsbedingten Umwälzungen auf die Sterblichkeitsentwicklung in Südkorea haben. Hierfür werden zunächst die kontext-spezifischen Rahmenbedingungen und vor allem auch die Besonderheiten der Umwandlungen in Südkorea erfasst. Weiterhin wird ergründet, wie sich diese Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit verändert haben und welche potenziellen Wirkungszusammenhänge daraus resultieren. Die Voraussetzungen zum Einfluss auf die Sterblichkeitsentwicklung in Südkorea werden sodann bewertet und im Kontext gemeinhin bekannter Ansätze diskutiert. Im Anschluss daran wird schließlich eine empirische Methode zur Messung des Einflusses modernisierungs-bedingter Voraussetzungen über die Zeit entwickelt, vorgestellt und angewandt. Ziel hierbei ist es die theoretisch gewonnenen Erkenntnisse weitestgehend auch empirisch zu überprüfen.
Methodisches Vorgehen
Dem genannten Forschungsgegenstand wird mit einer dualen Herangehensweise begegnet. Neben einer zentralen inhaltstheoretischen Auseinandersetzung – was u. a. die Erarbeitung der Voraussetzungen in Südkorea und deren theoretischen Zusammenhang auf die Muster der Mortalität beinhaltet – erfolgt eine empirische Analyse zum Zusammenhang zwischen Modernisierung und Sterblichkeitsentwicklung, und zwar anhand ausgewählter Muster. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich somit nicht auf eine eindimensionale Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand, sondern es wird versucht die inhaltstheoretisch erarbeiteten Zusammenhänge mit Hilfe empirischer Analysen nachzuvollziehen und umgekehrt. Hierbei steht die Ermittlung einer geeigneten empirischen Analysemethode im Vordergrund. Im empirischen Teil erfolgt also die Vorstellung und (beispielhafte) Anwendung eines adäquaten Messinstruments. „Beispielhaft“, da es hierbei vor allem darum geht aufzuzeigen, dass die Messung des Einflusses von Modernisierung auf die Sterblichkeitsentwicklung über die Zeit möglich ist und zu sachlogisch interpretierbaren Ergebnissen führt.
Für die Analyse des Einflusses von Modernisierung auf die Sterblichkeitsentwicklung wurde schließlich eine multivariate lineare Regressionsanalyse im Kontext zeitreihenanalytischer Strukturmodelle angewandt, sowie auch im Kontext anderer möglicher Verfahren diskutiert. Die primäre Datengrundlage hierfür bildet das Datenmaterial der amtlichen Statistik Südkoreas (Sekundärdatenanalyse).
Dem empirischen Teil vorangestellt sind wie erwähnt eine ausführliche sowie unverzichtbare inhaltstheoretische Auseinandersetzung, und, damit einhergehend, eine inhaltstheoretische Rahmenbildung zum Untersuchungsgegenstand. Auf diese Weise werden die empirisch nachweisbaren Veränderungen in Südkorea überhaupt erst versteh- und erklärbar. Ein gewisser Grad an Abstraktion ist hierbei unerlässlich. Ferner soll die Möglichkeit geschaffen werden, bereits bestehende Ansätze sinnvoll zu ergänzen. Aufgrund der multidimensionalen Komplexität des vorliegenden Untersuchungsgegenstandes kann davon ausgegangen werden, dass eine rein empirische Annäherung als unvollständig zu betrachten sei.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass sich der theoretische und empirische Zusammenhang zwischen Modernisierung und Gesundheit in Südkorea, vorliegend repräsentiert durch die Sterblichkeitsentwicklung, zielführend erarbeiten lässt. Eine Herausforderung stellt allerdings die empirische Auseinandersetzung dar, wenngleich die gewählte Methode als zielführend erachtet werden kann. Die regressionsanalytisch erarbeiteten Zusammenhänge spiegeln die theoretischen Inhalte weitestgehend wider und lassen sich immerzu sachlogisch erklären, wenngleich hierfür in Teilen ein hohes Maß an Abstraktion notwendig ist.
Weiterhin erweist sich die gewählte Methode als sehr gut geeignet um die Art und die Stärke des Einflusses modernisierungsbedingter Umwandlungen auf Veränderungen mortalitäts-bezogener Größen im Laufe der Zeit sichtbar zu machen, womit schließlich eine adäquate empirisch-analytische Vorgehensweise zur Messung theoretisch erarbeiteter Zusammenhänge über die Zeit gefunden ist. Insgesamt also zeigt sich, dass sich der komplexe Zusammenhang zwischen modernisierungsbedingten Prozessen und gesundheitsrelevanten Größen auch empirisch nachvollziehbar gemacht werden kann.
Am Beispiel Südkorea lassen sich äußerst charakteristische Zusammenhänge feststellen, was sicherlich auch an der Dynamik der regionalen Entwicklungen liegt. Zwar erscheinen Vergleiche mit anderen Nationen zunächst nur auf Basis einer inhaltstheoretischen Auseinandersetzung möglich. Die vorgestellte empirische Herangehensweise kann allerdings in gleichartiger Weise angewandt werden. Insofern kann das empirische Vorgehen auch als eine Ergänzung der methodischen Standards innerhalb von Public Health, aber auch in disziplinübergreifender Hinsicht, angesehen werden. In jeden Fall geht hiervon eine Ergänzung der wissenschaftlichen Basis aus, und zwar sowohl in theoretischer, als auch methodischer Hinsicht. Und schließlich wird dadurch auch Südkorea als sehr ergiebiges Forschungsobjekt vorgestellt.
Erscheinungsjahr
Seite
346
FH-PUB-ID
Zitieren
Wrona, Kamil Joseph: Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Bielefeld : Universität Bielefeld, 2019
Wrona KJ. Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2019. doi:10.4119/UNIBI/2939425
Wrona, K. J. (2019). Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Bielefeld: Universität Bielefeld. https://doi.org/10.4119/UNIBI/2939425
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Wrona, Kamil Joseph. Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Bielefeld: Universität Bielefeld, 2019. https://doi.org/10.4119/UNIBI/2939425.
K. J. Wrona, Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Bielefeld: Universität Bielefeld, 2019.
Wrona, Kamil Joseph. Modernisierung und Gesundheit in Südkorea. Universität Bielefeld, 2019, doi:10.4119/UNIBI/2939425.
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