05.12.2024

Sieben Millionen Euro Förderung für die zweite MONOCAB-Fahrzeuggeneration

Prof. Dr. Rolf Naumann spricht vor Publikum
Prof. Dr. Rolf Naumann, Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik, leitet das Projekt MONOCAB ready an der HSBI. © P.Pollmeier / HSBI
Gruppenaufnahme
Am 2.12.2024 wurde der Förderbescheid für MONOCAB ready übergeben (v.l.): MdB Kerstin Vieregge, MdB Frank Schäffler, TH-OWL-Präsident Prof. Jürgen Krahl, Staatssekretär Stefan Schnorr, MdB Jürgen Berghahn, TH-OWL-Vizepräsident Prof. Stefan Witte sowie Gesamtprojektleiter Prof. Thomas Schulte. © Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Grundidee des MONOCAB-Fahrzeugkonzepts ist die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Die kompakten fahrerlosen Schienenfahrzeuge fahren auf nur einer Schiene und sind so schmal gebaut, dass auf einem Gleis Fahrzeuge im Begegnungsverkehr in beide Richtungen fahren können. Das Institut für Systemdynamik und Mechatronik der HSBI ist mit dem Schwerpunkt "Connected Mobility" an dem Vorhaben beteiligt. 

Die Hochschule Bielefeld (HSBI) wird zusammen mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (Konsortialführerin) in den kommenden zwei Jahren Versuchsfahrzeuge der nächsten Generation entwickeln, aufbauen und erproben. 

„Wir konnten mit der ersten Generation der Fahrzeuge bereits die grundsätzliche Realisierbarkeit von MONOCAB auf allen Ebenen nachweisen“, berichtet Professor Thomas Schulte, Leiter des Instituts für Energieforschung (iFE) der TH OWL. „Die Förderung ermöglicht uns nun, die zweite Generation von MONOCAB-Versuchsfahrzeugen mit deutlich leistungsfähigerer Funktionalität umzusetzen.“ In den kommenden zwei Jahren sollen nun drei neue Fahrzeuge entstehen, die automatisiert fahren und in einem erweiterten Testbetrieb unter Realbedingungen erprobt werden. Parallel werden Schlüsselkomponenten der Infrastruktur sowie das Betriebs- und Wirtschaftlichkeitskonzept weiterentwickelt. 

Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr: „Das Projekt MONOCAB ready ist ein positives Beispiel für die Vision eines flexiblen, individuellen Personennahverkehrs, der den Menschen zugutekommt. Die Reaktivierung ungenutzter Bahnstrecken durch innovative Einschienenfahrzeuge ermöglicht es uns, klimafreundliche Mobilität im ländlichen Raum zu fördern und zugleich die Effizienz zu steigern. Die autonomen Bahnen bieten eine bedarfsorientierte Lösung, die nicht nur wirtschaftlich ist, sondern auch den Zugang zu öffentlichem Verkehr erheblich verbessert. Damit schaffen wir eine nachhaltige Brücke zwischen bestehenden Infrastrukturen und modernen Mobilitätsbedürfnissen.“ Beteiligt sind neben der TH OWL und der Hochschule Bielefeld das Fraunhofer IOSB INA in Lemgo sowie die Remmert GmbH, die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) und die HIMA Paul Hildebrandt GmbH.

HSBI mit Schwerpunkt Connected Mobility beteiligt

Die HSBI beteiligt sich am Vorhaben mit ihrem Institut für Systemdynamik und Mechatronik (ISyM) – Schwerpunkt Connected Mobility. Das ISyM verfügt über langjährige Erfahrung in der Analyse und Beurteilung der Fahrdynamik und Fahrsicherheit von schienengebundenen Fahrzeugen. Die Arbeitsgruppe Schienenfahrzeugtechnik führt in enger Zusammenarbeit mit namhaften Schienenfahrzeugherstellern, Betreibern und dem Eisenbahn-Bundesamt Mobilitätsprojekte durch. Die HSBI ist einer der zentralen Akteure der Projektschiene MONOCAB. Im Vorhaben MonoCab OWL konnten ihre Kompetenzen zur modellbasierten Auslegung und Gestaltung des Fahrwerks und des Rades sowie zur simulationsgestützten Analyse des Gesamtfahrzeugs erfolgreich eingesetzt werden.
Die HSBI ist im Rahmen des Vorhabens MONOCAB ready maßgeblich für die Weiterentwicklung des Fahrwerks und das Themenfeld Umsetzvorrichtung als Teil des Arbeitspakets 4 verantwortlich. Hierbei sind Kompetenzen in der Weichentechnik sowie in der modellbasierten Entwicklung und Simulation von Bedeutung, welche durch das ISyM abgedeckt werden. Des Weiteren unterstützt die HSBI bei der Fahrzeugintegration und Erprobung.

Das Kernteam an der TH OWL besteht aus Wissenschaftler:innen des iFE, des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT )und des Instituts für Designstrategien (IDS): Das iFE bringt Kompetenzen in Regelungstechnik, Simulation, Mechatronik, Leistungselektronik und elektrischer Antriebstechnik ein, die für die mechatronische Entwicklung von Schlüsseltechnologien erforderlich sind. Das inIT unterstützt mit Kompetenzen im Bereich des automatisierten Fahrens und der Kommunikationstechnik, die für die Positionierung und Abstandserkennung relevant sind. Das IDS wiederum steuert Kompetenzen aus der strategischen Produktentwicklung und -gestaltung im Kontext räumlicher Umgebungen sowie in der UI/UX Forschung bei. Das Fraunhofer-Institut bringt seine Kompetenzen aus der Intelligenten Automation, der 5G-Echtzeit-Kommunikation, Sicherheit und Zulassung sowie aus dem Bereich Smart City/IoT ein. Die Firma Remmert kümmert sich im Projekt um die Realisierung einer Spurwechselanlage. Die ersten technischen Strukturen zur Integration der MONOCABs in die übergeordnete Fahrplanauskunfts- und Buchungssysteme werden von der KVG begleitet und für den Testbetrieb vom Fraunhofer Institut umgesetzt. Die HIMA unterstützt in der Realisierung von Sicherheitsfunktionen und stellt dafür Steuerungen bereit. (Text: TH OWL)

Weitere Informationen zum MONOCAB

Grundidee des MONOCAB-Fahrzeugkonzepts ist die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Die kompakten fahrerlosen Schienenfahrzeuge, die kreiselstabilisiert auf nur einer Schiene fahren, sind so schmal gebaut, dass auf einem Gleis Fahrzeuge im Begegnungsverkehr in beide Richtungen fahren können.

Die MONOCABs können bis zu sechs Personen barrierefrei transportieren, sind batterieelektrisch bis zu 60 Stundenkilometer schnell und stellen nur geringe Anforderungen an die Infrastruktur. Durch das On-Demand-Betriebskonzept ist das MONOCAB ein individuelles öffentliches Verkehrsmittel, das auch bei geringem Passagieraufkommen effizient ist. Damit unterstützt das MONOCAB den Wandel der Mobilität, insbesondere in ländlichen Räumen, hin zu einem nachhaltigen Gesamtsystem. 

Das MONOCAB-System präsentierte sich erst kürzlich auf dem Smart City Expo World Congress (SCEWC) in Barcelona am NRW-Gemeinschaftsstand einem internationalen Fachpublikum. Mit dem Leitgedanken „Nutzen, was da ist“ stieß MONOCAB auf breite Zustimmung. Diskutiert wurden globale Herausforderungen wie die Stärkung ländlicher Regionen, Akzeptanz autonomer Systeme und die effiziente Nutzung bestehender Infrastruktur. 

Die Messe bot wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung des Systems und einen intensiven Austausch mit Startups und Fachleuten. MONOCAB etabliert sich so nicht nur als technologische, sondern auch als soziale und ökologische Lösung – eine „Zuversichtsmaschine“ für den ländlichen Raum weltweit.