Kooperationsprojekt mit Beteiligung der FH Bielefeld entwickelt ungenießbares Saatgut.
Bielefeld (fhb). Will ein Landwirt Mais anpflanzen, muss er unter Umständen mehr Saatgut auf das Feld bringen, als eigentlich nötig. "Bis zu 50 Prozent des Saatguts werden von Vögeln gefressen", weiß Stefanie Lange, Doktorandin an der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Das bedeutet einen enormen finanziellen Verlust für den Landwirt. Deshalb wollen die Wissenschaftler nun Abhilfe schaffen und das Maissaatgut so behandeln, dass Vögel es nicht mehr fressen. "Der Wirkstoff, mit dem das Saatgut behandelt wird, ist ein für Vögel ungenießbarer Pflanzenextrakt" erklärt Dr. Anant Patel, Professor am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld. Das Verbundprojekt wird vom Julius Kühn-Institut in Münster koordiniert. Mit dabei sind außerdem die Firmen Phytoplan Diehm & Neuberger aus Heidelberg, spezialisiert auf die Herstellung von hochwertigen Pflanzenextrakten und KWS SAAT SE aus Einbeck. Das Projekt wird für drei Jahre aus Bundesmitteln, genauer aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit insgesamt rund 400.000 Euro gefördert.
In einem vorangegangenen Projekt ohne Beteiligung der FH Bielefeld wurden bereits umfangreiche Erkenntnisse gewonnen: Im Labor rührten die Vögel den Mais mit den fraßabschreckenden Pflanzenextrakten tatsächlich nicht an, auf dem Feld waren die Verluste jedoch immer noch zu hoch. Zur Entwicklung einer Saatgutbeschichtung sind nun die Forscher der FH Bielefeld mit ins Boot geholt worden. "Da die Saatgutbeschichtung rein pflanzlich ist, wäre dies auch für Biobauern geeignet, die bisher ausschließlich mit Schreckschussanalagen zur Vertreibung der Vögel arbeiten können", meint Dr. Marina Vemmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH Bielefeld. Doch die Schießanlagen sind nicht effektiv, "da sich die Vögel an die Geräusche gewöhnen", erklärt Stefanie Lange. Sie schreibt in dem Projekt ihre Doktorarbeit über die Beschichtung der Pflanzenextrakte.
Gibt es erste Ergebnisse, wird das beschichtete Maissaatgut anhand von Fraßversuchen mit Vögeln in Volieren und auf dem Feld getestet. "Möglicherweise ist die Methode nach Abschluss des Projekts dann auch auf anderes Saatgut übertragbar", so Patel.