Das Projektteam des Forschungsprojekts „Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung von Tagespflege für ältere Menschen in Nordrhein-Westfalen (TpQ)“ präsentierte am 26.08.2022 ausgewählte Ergebnisse der Studie. Erstmalig wurden Sichtweisen und Wünsche der im Projekt befragten Personen in Bezug auf die Tagespflege in NRW sowie die aus dem Projekt abgeleiteten Impulse für die Gestaltung von Tagespflege vorgestellt. Die Veranstaltung ermöglichte zugleich den knapp einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich über den aktuellen Stand der Tagespflege auszutauschen. Neben Einrichtungsleitungen und Mitarbeitenden von Tagespflegeeinrichtungen konnten auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Verbänden und Unternehmensberatung bei der Eröffnung der Veranstaltung durch Prof. Dr. Christa Büker begrüßt werden.
Zu Beginn der Veranstaltung wies Petra Köster, Leiterin des Referats Soziale Pflegeversicherung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW in ihrer Begrüßungsrede auf den Stellenwert des Forschungsprojekts aus Sicht des Forschungsförderers hin.
Im weiteren Verlauf ging die Projektmitarbeiterin Dr. Eva Cruel auf Erwartungen der Tagespflegegäste sowie ihrer pflegenden Angehörigen u.a. in Bezug auf Öffnungszeiten, Aktivitäten, Angehörigenarbeit und Gesundheitsförderung in der Tagespflege ein. „Bei der Gesundheitsförderung zeigten sich Wünsche von Gästen und Angehörigen hinsichtlich zielgerichteter Maßnahmen und Angebote, die qualifiziert durchgeführt werden. Das konnte in der Praxis oft nicht entsprechend gefunden werden“, so Cruel.
Auch die Perspektive von Leitungen, Mitarbeitenden, Verbandsvertretungen sowie weiteren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis wurde in der multimethodischen Studie eingeschlossen und von der Projektmitarbeiterin Martina Stronczek vorgestellt. Die schriftliche Befragung der 129 Mitarbeitenden der teilnehmenden Einrichtungen aus NRW zeigte auf, dass die Auslastung der befragten Einrichtungen mehrheitlich über 80% beträgt. Obwohl die Mehrheit der befragten Einrichtungen Wartelisten führen, um Schwankungen zu kompensieren, führte die Corona-Pandemie zu einer erheblichen Reduzierung der Auslastung, wie teilnehmende Leitungen während der Veranstaltung berichteten.
Highlight der Veranstaltung war die Präsentation der „Impulse zur Gestaltung von Tagespflege“ durch die Projektleitungen Prof. Dr. Christa Büker und Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck. Diese Impulse basieren auf einer (inter-)nationalen Literaturanalyse, 85 Interviews sowie 392 schriftlichen Befragungen und wurden in 15 Dimensionen kategorisiert. Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck betonte dabei, dass die Impulse keine Ausweitung der bestehenden externen Prüfung darstellen, sondern als Vorschläge zu betrachten sind, deren Umsetzung in der Verantwortung der Einrichtungen liegt. Aus Sicht der Projektleitungen bieten die Impulse Anregung zur kontinuierlichen Weiterentwicklung von Tagespflegeeinrichtungen sowie eine Diskussionsgrundlage und einen Orientierungsrahmen mit visionärem Charakter, so Prof. Dr. Büker.
Bevor die Veranstaltung für Fragen und Anregungen für die Teilnehmenden geöffnet wurde, erhielten fünf Expertinnen aus der Praxis das Wort.
Teilnehmende Expertinnen waren:
- Frau Natalie Albert vom Referat Altenhilfe & Sozialstationen des Caritasverbands für die Diözese Münster e. V.
- Frau Jutta König, Unternehmensberaterin im Bereich der Alten- und Krankenpflege
- Frau Karin Heuer, Referentin der Abteilung Alter und Pflege der Arbeiterwohlfahrt (AWO) des Bezirksverbands Ostwestfalen-Lippe e.V.
- Frau Charlotte Boes, Pflegewissenschaftlerin und Bereichsleiterin der Altenhilfe des Caritasverbands Siegen-Wittgenstein e.V.
- Frau Dr. Frauke Schönberg, Institutsleitung des Alters-Instituts, Zentrum für Versorgungsforschung und Geragogik
In den Statements der Expertinnen wurden die Impulse reflektiert, bestehende Rahmenbedingungen der teilstationären Versorgung kommentiert sowie die Notwendigkeit weiterführender Forschungsarbeiten zur Tagespflege erläutert.
Sowohl in der abschließenden regen Diskussion über die Forschungserkenntnisse als auch in dem zum Ende gezogenen Fazit der Veranstalterinnen wurde das große Forschungsinteresse sowie die Relevanz von Tagespflege als Forschungsfeld deutlich.