27.01.2012

Werkschau: Wintersemester 2011/12

Die Absolvent*innen des Fachbereichs Gestaltung stellen vom 27. bis 29. Januar 2012 ihre Abschlussarbeiten aus.

Den vielfältigen Einflüssen entfliehen und sich auf die grundlegenden Elemente der Gestaltung beziehen - dieses Ziel setzten sich die Absolventinnen und Absolventen vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Bielefeld. Entstanden sind zum Ende des Wintersemesters 29 Diplom- und 13 Bachelorarbeiten, die eine zurückgenommene Ästhetik aufweisen. Sie fallen nicht durch knallige Farben oder außergewöhnliche Formen, sondern durch Qualität und Inhalt auf. Vom 27. bis 29. Januar werden die Abschlussarbeiten der Studienrichtungen Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode der Öffentlichkeit präsentiert. Der Titel der Ausstellung ist, passend zum Konzept, schlicht aber treffend: WERKSCHAU. Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 27. Januar, um 18 Uhr, in der Lampingstraße 3.

Gemeinsamkeit aller Abschlussarbeiten ist die konzeptionelle Herangehensweise. "Gestaltung bedarf des Nachdenkens", fasst Dekan Professor Dr. Martin Deppner eines der wichtigsten Prinzipien des Fachbereichs zusammen. Die Ideen hinter den Werken seien komplexer geworden. Folglich sei es eine Herausforderung, die Ideen künstlerisch umzusetzen.


Diese Herausforderung nahm zum Beispiel Kirsten Fiebig mit ihrer Kollektion "Uniformität" an. "Es gibt das Vorurteil, dass Uniformität jegliche Individualität zerstört. Mit meinen Entwürfen möchte ich das Gegenteil beweisen", sagt Kirsten Fiebig. Zentraler Bestandteil der Kleidungsstücke ist das Quadrat - mit seinen vier gleichlangen Seiten ein Sinnbild der Uniformität. Ihrem Ideenreichtum verdankt Kirsten Fiebig, dass trotzdem nichts uniform wirkt. Zwei große Stoffquadrate werden zu einem Rock gerafft, die Leggins bedruckt sie so, dass die Quader wie ein klösterliches Deckengewölbe aussehen. Kirsten Fiebigs Arbeit steht exemplarisch für eine Tendenz, die sich in der Studienrichtung Mode zeigt. "Die Studierenden entziehen sich dem Modediktat. Sie wollen etwas Nachhaltiges, Beständiges schaffen, das nicht mit dem nächsten Trend wieder von der Bildfläche verschwindet", sagt Professor Deppner.

Auffällige Gemeinsamkeit einiger Arbeiten der Studienrichtungen Mode und Fotografie sei zudem die Beschäftigung mit der eigenen Person und dem eigenen Leben. So setzt sich Anja Schäfer für ihre Diplomarbeit fotografisch mit ihren zwei Lebenswelten auseinander. Die Bilder zeigen einerseits ländliche Szenen vom Bauernhof ihrer Eltern: die rustikale Küche, ein Schwarz-Weiß-Foto der Mutter und einen Holzschuppen. Im Gegensatz dazu steht ihr derzeitiges schnelles, exzessives Leben in Berlin, präsentiert durch Bilder von Partys und Freunden.

Die Absolven*tinnen der Fachrichtung Grafik und Kommunikationsdesign präsentieren in diesem Jahr sehr abwechslungsreiche Arbeiten. Die Bandbreite reicht von der Entwicklung eines Corporate Designs über Druckgrafiken bis hin zur Buchgestaltung. "Einige Grafiker präsentieren räumliche Arbeiten. Diese dreidimensionalen Objekte sind für jemanden, der bisher nur in der Zweidimensionalen gearbeitet hat, etwas Außergewöhnliches", sagt Professor Dirk Fütterer, Leiter der Fachrichtung.

Die Räumlichkeit bringt auch das Werk von Diplomand Robert Fischer erst richtig zur Geltung. Er stellt Statistiken zum Wachstum von Großkonzernen grafisch auf Weltkarten dar und zieht außergewöhnliche Querverbindungen zur Verbreitung von Infektionskrankheiten. "Mir ist aufgefallen, dass sich Städte immer ähnlicher sehen. H&M, McDonald's, Starbucks - überall die gleichen Konzerne", beschreibt Robert Fischer den Ursprung seiner Idee. Um das Wachstum der Unternehmen zu verdeutlichen, setzt er für jeden Standort einen Punkt auf die Weltkarte. So zeigt sich, dass das Kaffeehaus Starbucks zunächst nur in Nordamerika stationiert war und sich schon nach wenigen Jahren in der ganze Welt verbreitete. Das Kuriose: Ein nahezu identisches Bild entstand, als Robert Fischer die Ausbreitung der Vogelgrippe grafisch darstellte. Ungewöhnlich sind nicht nur die Bezüge, sondern auch die Darstellung der Weltkarten. Diese wirken an den Wänden nämlich wie Schimmelflecken. "Passt doch", findet Robert Fischer, "schließlich wachsen die Konzerne und Krankheiten so schnell wie Schimmelpilze."

Der Anfang einer großen Aktion ist die Absolventen-Ausstellung für Susann Organiska. Für ihre Bachelorarbeit hat sie ein Vermarktungskonzept und ein Corporate Design für die erste Bielefelder "Plakartive" entworfen. Die "Plakartive" ist eine Open-Air-Ausstellung, die im Sommer 2012 Premiere feiern soll. Die Idee: Kunstwerke sollen auf Plakatwänden unter dem Ostwestfalendamm ausgestellt werden. Susann Organiska hofft, dass die "Plakartive" fester Bestandteil des Bielefelder Veranstaltungskalenders wird: "Ich bin mir sicher, dass die Ausstellung eine Bereicherung für die Kunst- und Kulturszene der Stadt ist und ich hoffe, dass die Plakartive auch im Jahr 2014, zum 800. Stadtjubiläum, Zeichen setzen kann." Zunächst einmal stehen jetzt aber die WERKSCHAU und die Feier ihrer Bachelorprüfung an.